Antimuslimischer Rassismus im Krankenhaus: „Die krumme Nase finde ich weniger schlimm als das Kopftuch!“

Am 31.12.2019 ereignete sich in einem Krankenhaus etwas, dass mittlerweile zur Normalität in der deutschen Gesellschaft geworden ist: Eine Frau mit Kopftuch hat sich an der Nase verletzt, welche sich wiederum verkrummt hatte und bat um Behandlung bei einer Ärztin im Baden-Würtemberger Schorndorf. Diese Ärztin sagte daraufhin: „Die krumme Nase finde ich weniger schlimm als das Kopftuch!“ Ich habe mit dem Ehemann der Betroffenen Kontakt aufgenommen. Er wendet sich mit einem Brief an die Leitung des Krankenhauses:

 

Brief über den Handlungsablauf einer Diskriminierung im Krankenhaus Schorndorf

Sehr geehrter Herr Mertel,

am 31.12.2019 hat sich meine Frau die Nase an der Tür angeschlagen und wir sind sofort mit dem Verdacht einer gebrochenen Nase ins Krankenhaus in Schorndorf gefahren. Um kurz vor 14:30 Uhr wurde meine Frau dann zur Behandlung aufgerufen und von einer Frau Dr. H. S. untersucht. Nach der Untersuchung wollte meine Frau wissen, ob man nicht etwas gegen die krumme Nase unternehmen kann und sie nicht mit der krummen Nase leben möchte.

Die Reaktion der Ärztin:

„Die krumme Nase finde ich weniger schlimm als das Kopftuch!“

Ich war fassungslos und habe noch einmal nachgefragt in der Hoffnung ich hätte mich verhört, dem war jedoch nicht so.

Sie meinte weiterhin das Kopftuch wäre gegen die Würde der Frau und hätte in Deutschland und im Westen nichts verloren und das meine Frau dazu gezwungen wurde das Kopftuch zu tragen. Das dies nicht der Fall ist, wollte Sie uns nicht glauben. Auf meine Fragen warum es verkehrt ist ein Kopftuch zu tragen, dass meine Frau nicht ihren Verstand sondern lediglich Ihren Kopf bedeckt und warum einer Frau dieses Recht geraubt werden sollte wollte sie nicht antworten. In Frankreich und den nordischen Ländern wäre das Kopftuch verboten und das wäre schon gut so, meinte sie. Ein Verbot in Deutschland sollte auch unbedingt her.

Daraufhin wollte Sie wissen woher wir ursprünglich kommen. Ich sagte, wir seien beide in Deutschland geboren und aufgewachsen und ich sei deutscher Staatsbürger, dass wollte Sie aber nicht hören und hakte immer und immer weiter nach. Am Ende, als Sie erfuhr wo unsere Eltern herkommen, sagte Sie: „ah Türken also“. Noch immer Fassungslos so etwas in einem Krankenhaus zu hören sagte ich ihr, Sie solle unsere Papiere schnell fertig machen und das wir in ein weniger diskriminierendes Krankenhaus gehen wollen, wofür ich als unverschämt betitelt wurde und kurz vor dem Rauswurf stand. Um mich zu beruhigen habe ich das Zimmer verlassen, worauf Sie sagte, Sie lasse sich das in IHREM LAND nicht gefallen. Daraufhin haben wir auch nicht auf die Papiere gewartet und haben das Krankenhaus unverzüglich verlassen!

Nun meine Fragen an Sie Herr Klinikleiter:

Wer oder was definiert deutsch? Sind es blonde Haare und blaue Augen? Wir sind beide in Deutschland geboren und aufgewachsen, gingen hier wie jedes deutsche Kind auch zum Kindergarten, in die Grundschule, haben beide unser Abitur gemacht und haben beide Studiert. Was macht uns weniger deutsch? Die Tatsache das unsere beider Eltern in der Türkei geboren und aufgewachsen sind? Die Tatsache das wir die türkische Sprache beherrschen? Was ist es, dass uns nicht in „Ihr Land“ zugehörig macht, wobei wir uns in Deutschland doch so wohl und Zuhause fühlen?

Wie soll ich und jede/-r die/der nicht ins „deutsche Ideal“ passt denn noch in Ihrem Krankenhaus gewissenhaft auf eine Behandlung warten? Warum meint die Ärztin da gäbe es nichts zu tun, aber das Katharinenhospital in Stuttgart meint es wäre ne Arbeit von 5 Minuten? Meine Frau und ich haben das Glück die deutsche Sprache zu beherrschen, was ist mit all den Menschen die, die deutsche Sprache nicht beherrschen, vielleicht Asyl sind oder eventuell nur vorübergehend in Deutschland sind? Wie soll jemand noch glauben, dass eine ausgebildete ärztliche Fachkraft, die sich unparteiisch um die Sorgen und Beschwerden der Patienten kümmern sollte, Ihre Arbeit noch richtig macht? Ich muss ehrlich sagen, ich habe den Glauben verloren und mit mir noch viele andere. Ich werde in Zukunft in die Krankenhäuser Göppingen oder Esslingen ausweichen, ich denke das kann man mir nicht verübeln.

Damit eines klar ist, ich bestehe nicht auf eine Kündigung der Dame, dadurch entsteht nur noch mehr Hass. Ich möchte nicht das Sie Ihre Arbeit verliert. Ich bestehe lediglich auf eine öffentliche Entschuldigung bezüglich der Diskriminierung und unsere Nicht-Anerkennung als Deutsche. Ich bestehe auf eine Akzeptanz, keine Toleranz, unseres Daseins in Deutschland. Ich bestehe auf eine öffentliche Stellungnahme des Krankenhauses zu dem Thema und auf eine Garantie, dass dies in Zukunft niemandem passieren wird, dass sich alle, ohne Gedanken über Ihre eigene Ethnie, des eigenen Glaubens oder der eigenen sexuellen Orientierung, gewissenhaft und sorglos in Schorndorf behandeln lassen können. Es ist Schade, dass das Jahr 2020 mit so einem Vorfall beginnen musste. Ich wünsche Ihnen dennoch ein frohes und besinnliches Jahr 2020 und hoffe wir können die Sache schnell und problemlos hinter uns bringen.

Mit freundlichen Grüßen

Yusuf Ozan

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